Tag 17: Vulkanwanderei

Pünktlich um 6h standen wir im ersten Tageslicht am Fuß des La Concepión. Hergebracht hatten uns – wie könnte es anders sein- die Fahrräder. Wir ketteten sie etwas versteckt an eine Palme und stiefelten los. Wie schön, sich mal anders fortzubewegen.

Wir waren erst wenige Meter weit gekommen, als uns ein kleiner älterer Mann mit zerissenem Strohhütchen und zerschlissenem schief geknöpftem Hemd (Mama würde ihn als “Hutzelmännchen” beschreiben ?) ansprach. Er fragte ob wir den Vulkan besteigen würden und ob wir, wie eigentlich vorgeschrieben, einen Guide hätten. Als wir das eine bejahten und das andere verneinten hielt er uns ein Buch unter die Nasen, in das wir uns für insgesamt vier Dollar eintragen sollten. Da das Buch offensichtlich vollständig von ihm ausgefüllt worden war und auf der einsamen beschriebenen ersten Seite die letzte Eintragung aus März stammte, entschieden wir uns dagegen, uns dort zu verewigen und gingen weiter.

Wenige Kilometer später, vor dem ersten richtigen Anstieg, kamen wir an eine Hütte, an der abermals das Hutzelmännchen mit seinem Buch auf uns wartete. Neben der Hütte wiesen Schilder daraufhin, dass man zwei Dollar zahlen sollte, weil man nun ein Privatgrundstück betrete. Wieder versuchte das Männlein eine Eintragung in sein Buch zu erreichen und wies auf das Privatgelände hin. Als er auf Nachfrage dann auch noch erklärte, dass ihm der Vulkan gehöre, hatten wir abschließend Zweifel an seiner Berechtigung hier Gebühren einzutreiben. Zwei Dollar pro Person hätten wir gerne bezahlt, aber dann doch nicht an ein x-beliebigen Hutzelmännchen. So starteten wir trotz der Frage, ob wir uns nicht schämen würden, ohne den Hutzelmann zu finanzieren. In die Hölle kommen wir schließlich schon wegen schlimmerer Vergehen.

Der Aufstieg führte über einen sehr schmalen Pfad zunächst durch Palmen, zwischen Schmetterlingen und unter Affen entlang. Die sind hier nicht sehr groß, machen dafür aber beeindruckende Seehund-Geräusche. Kein Wunder, dass sich irgendwer den Namen Brüllaffe für sie ausgedacht hat.

Schon zu Beginn ging es gut bergauf, aber es steigerte sich je weiter wir kamen. Die Palmen zurückgelassen kam eine recht karge steinige Etappe bevor wir in den richtigen Urwald abtauchten. Schon bald waren wir überzeugt, dass wir mit dem frühen Start die richtige Wahl getroffen hatten. Zwar würden wir so vermutlich von der Spitze keine Weitsicht haben, da diese meist bis zum frühen Nachmittag in den Wolken hängt, aber die Hitze zu meiden war uns wichtiger.

Immer öfter brauchten wir unsere Hände, um weiter zu kommen und das Wandern wurde mehr und mehr ein Klettern. Mehrfach fragten wir uns, wie eigentlich der Rückweg funktionieren konnte, aber gut, noch waren wir ja auf dem Hinweg.

Irgendwann befanden wir uns deutlich spürbar in den Wolken: Der schöne Ausblick war verschwunden, es würde kühler, kalt und schließlich richtig feucht.

Die letzten Meter vor der Spitze fröstelten wir, schließlich hatte man bis hierher unglaublich geschwitzt. Dann endlich: Der Bewuchs wich Geröll, der Untergrund wurde spürbar warm und es stürmte richtig. Auf dem Gipfel war es so windig, dass wir Sorge hatten umgeht zu werden und hockten uns für das Vulkan-Selfie lieber hin. So schlimm war die fehlende Sicht nicht. Es war trotz der teilweise heißen Erde viel zu kalt, um sich hier lange aufzuhalten.

Also wieder hinunter und das wurde, wie schon befürchtet, recht anspruchsvoll. Auf lockeren Steinen für Schuhgröße 40/41 immer einen sicheren Tritt zu finden gestaltete sich häufig sehr schwierig. Oft erinnerte unsere Fortbewegungsweise an ein Krabbeln auf dem Rücken.. ? Zahlreiche Nahtoderfahrungen und mehr oder weniger glücklich abgefangene Ausrutscher später waren wir dann wieder zurück bei unseren Fahrrädern, die brav auf uns gewartet hatten. Auch wenn wir es zwischendurch nicht für möglich gehalten hätten: Es blieb bei wenigen Schürfwunden. Sogar ihre Kamera hat Anika heile durch dieses Abenteuer gebracht. Rückblickend waren es etwa 9 gut investierte Stunden. Der zwischenzeitig bei Beinahe-Stürzen entstandene Hass auf Steine, lockeren Untergrund oder dornige Bäume war am Boden dann schnell wieder vergessen. 🙂

Da unsere Beine irgendwie nicht mehr ganz so funktionierten, wie wir es gewohnt sind, schafften wir es abends nur noch in das Restaurant unseres Hostels, wo uns das Essen zwar nicht überzeugte, aber immerhin eine Grundlage für das darauffolgendene Concepion-Bezwingungs-Bier schaffte ?.

(Ausblick auf den Nachbarn Volcán Maderas.)

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