Ein Gutes hatte die Hellhörigkeit des Hostels: Jeder hatte unseren gestrigen Durchhänger mitbekommen. Die Klausuren über Lebensmittelhygiene lagen noch nicht so lange zurück, dass Anika nicht eine saftige Beschwerde über das Hostelessen formulieren konnte und siehe da: Relativ kleinlaut bot man uns daraufhin jede Hilfe an, auch wenn man versicherte, dass der Fisch frisch gewesen sei und mehrfach verkauft worden war. Grundsätzlich hatten wir uns selbst gut versorgt; ein Angebot nahmen wir allerdings dankend an: Einen Transport von uns und unseren Fahrrädern zum Hafen!
So saßen wir morgens einigermaßen fit auf der Ladefläche eines Pickups. Bei uns unsere Fahrräder und zunächst der portugiesische Franzose Guillaume. Einige Minuten später stieg noch Adrian zu, auch ein Franzose, allerdings schon sehr mit dem nicaraguanischen Lebensstil verwachsen. Er schwärmte von der Freiheit und philosophierte über die Unsinnigkeit materiellen Besitzes. Irgendwo hatte er seine Gitarre zurückgelassen, die er nun schnell wiederholen musste, da sie sonst verkauft würde. Anstelle der Gitarre trug er aber diverse andere Musikinstrumente bei sich, die er auch alle gerne vorführte. Wirklich beeindruckt waren wir vom Tro und der Art und Weise wie Adrian es spielen konnte. Guillaume verglich die entstehende Melodie -passenderweise- mit dem Herr der Ringe Soundtrack ?.
In Moyogalpa, der größten Stadt auf Ometepe, setzte der Fahrer dann alle die er so auf seine Ladefläche gelassen hatte ab. Heute würden wir die Fähre nach San Jorge ab hier nehmen.
Zurück in unserem Hotel bestellten wir uns im zugehörigen Restaurant Pizza. Zwar wollten wir unsere Mägen gerne auf ihre tatsächliche Widerstandsfähigkeit testen, zogen für den ersten Versuch allerdings die leicht amerikanisch angehauchte Hotelküche dem Essen der Einheimischen vor. Außerdem lockten Hängematten mit erreichbaren Toiletten für die anschließende Siesta.
Um wirklich ausgeruht starten zu können, hätten wir wohl mehrere Tage in den Matten verweilen müssen. Weil wir aber gerne weiter wollten und die leise Hoffnung hegten heute noch die Pazifikküste zu erreichen, rafften wir uns beim Übergang zur Nachmittagssonne auf. Wir sammelten unser Gepäck ein und starteten in Richtung Rivas. Von dort aus wollten wir den direkten Weg durchs Land zum Playa Gigante nehmen.
Das Radeln fiel schon recht schwer… Besonders Anika hatte zu Beginn mit ihrem Kreislauf zu kämpfen. Ich überlegte schon, wie ich Papa’s Schiebetechnick von früher bei der größeren kleinen Schwester anwenden könnte. Bei der ersten Trinkpause meldete Anika dann aber glücklicherweise, dass irgendwas an ihrem Vorderrad schleife. Keine hatte Lust auf große Umbauten, deshalb wurde kurzerhand die vordere Bremse einfach ausgehangen und siehe da: Endlich wurde ich bergab wieder überholt. ☺
Noch vor Einsetzen der Dämmerung hatten wir es geschafft: Erneut sahen wir das Meer!
Den Abend verbrachten wir in einer wunderschönen Beachbar bei Wasser und Cocola-Saft. Schnell hatten wir entschieden: Hier war kein Hostel so nah am Strand wie unser Zelt. Als wir den Strand entlang schoben, kamen wir schließlich zu einem Haus, das vollständig offen stand. Nicht weil die Türen oder Fenster offen standen, sondern es fehlte einfach die Fassade. Fenster und Türen folglich auch. Der Hund des Hauses war im ersten Obergeschoss angeleint. Es war wirklich alles offen, aber trotzdem irgendwie liebevoll hergerichtet. Ich bin froh, dass wir ein Bild einfügen können:
Anika überzeugte mich mit der Feststellung, dass neben offenstehenden Häusern zelten wohl bedenkenlos möglich sein musste.
Wir beobachten im letzten Licht skeptisch, ob die hohen Wellen uns im Schlaf nicht wegtragen würden. Anika rettete noch einen Fisch, den eine Flutwelle auf dem Trockenen zurückgelassen hatte (gesetzt dem Fall er hat den Wurf ins Wasser durch zwei Meter Höhe überlebt ?) und dann bauten wir unser Zelt im schönen Sand der Pazifikküste auf. Endlich mal keine Gesänge und Küchenlärm, sondern nur die Brandung als Geräuschkulisse zum Einschlafen.
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