Zum Glück hat die Katze “gato” (=Katze ?) noch rechtzeitig das Interesse daran verloren Anikas Füße durch die Zeltplane zu fangen, sodass wir auf Julios Terrasse erstaunlich gut schlafen konnten.
Am frühen Morgen gab es zwei Kaffee für uns mit der hier üblichen Ladung Zucker. Nachdem wir noch ein Erinnerungsselfie mit Julio geschossen hatten, düsten wir los und bekamen noch das schöne Motto des Landes hinter her gerufen: “Costa Rica – Pura Vida!”. Die 8 Kilometer nach Upala zu absolvieren war danach über den glatten Asphalt und mit der Koffein-Zucker-Mischung im Blut ein Leichtes! ?
In Upala suchten wir das richtige Bus – Terminal, das uns Diego gestern noch beschrieben hatte. Der Plan war per Bus durch die Berge zurück zur Grenze zu fahren, um zeitnah wieder in Nicaragua zu sein. Dort lässt es sich einfach besser Rad fahren und alles ist viel günstiger.
Von einem Schalter in Bauchnabelhöhe kaufte Anika die richtigen Tickets und wir vertrödelten die zwei Stunden bis zur Abfahrt mit einem Frühstück. Als sich die Fahrgäste für unseren Bus dann schließlich erhoben, mussten wir feststellen, dass der unsympathischste Busfahrer des Landes unserer sein sollte. Obwohl wir zwei Stunden vorher da gewesen waren und Anika mehrfach versuchte seine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, ignorierte er uns konsequent bis der Bus voll war, um dann festzustellen, dass kein Platz mehr für unsere Räder sei. Der Bus fuhr stumpf ohne uns und damit nicht genug: Am Schalter sagte man uns, dass wir unser Geld nicht zurück bekommen, sondern lediglich den Bus in drei Stunden nutzen könnten, der allerdings nicht bis zu Grenze sondern nur bis nach La Cruz (20km VOR der Grenze!!!) fahren würde. Anikas spanischer Wutanfall, der darauf folgte bewirkte zumindest einen Anruf bei dem entsprechenden Busfahrer, der zusagte uns UND die Fahrräder zu transportieren. Jetzt hatte sich Costa Rica endgültig unsympathisch gemacht!!
Um kurz vor 12 hatten wir etwas mehr Glück mit dem Busfahrer. Dieser verstaute die Räder als erstes Gepäck hinten im Bus und das auf recht fachmännische Weise. Leider ließ er sich das bezahlen. Insgesamt waren wir hier mal ziemlich übers Ohr gehauen worden. Aber wir hatten keine Alternative. Bis zur Abfahrt waren wir schweißgebadet. Glücklicherweise trocknete diesen der Fahrtwind als es endlich los ging. Was eine Tortur. ÖPNV nervt!
Der Busfahrer befasste sich während der holprigen Fahrt durchgehend mit seinem Handy. Gut, vermutlich musste er sämtlichen Freunden mitteilen, dass er gerade zwei dumme weiße Mädchen um einige Dollar erleichterte hatte, die heute noch in Rum oder Bier oder Frauen umgesetzt werden mussten ?.
Immerhin fuhren wir nach einer halben Stunde der Fahrt in die Berge und verabschiedeten uns eine weitere halbe Stunde später vom Asphalt. Wir nickten uns zu: Scheinbar doch alles richtig gemacht!
Eine geschlagene Stunde hoppelten wir mit den anderen Fahrgästen und dem Gepäck durch den Bus und kamen nur in Schrittgeschwindigkeit voran. Dann endlich besserte sich die Straße und wir erreichten La Cruz. Dort wurden wir förmlich rausgeworfen, von der angekündigten Begleitung zum Anschlussbus war keine Rede mehr.
Selbstständig fanden wir heraus, dass dieser in einer halben Stunde ankommen und direkt zur 20 Kilometer entfernten Grenze fahren würde. Die Strecke sei sehr bergig…
Wir haderten mit uns: Einerseits hatten wir keine Lust wieder Geld für ein Busticket (dass wir ja eigentlich schon bezahlt hatten…) auszugeben und Angst, dass man unseren Rädern erneut eine Transportabsage erteilen würde, anderseits wussten wir wie hart 20 Kilometer Bergfahrt werden konnten.
Die Vernunft siegte. Zu groß war unsere Angst nachher erst bei Dunkelheit die Grenze zu erreichen und dort nicht mehr weg zu kommen. Also warteten wir auf den Bus. Als dieser einfuhr zeigte sich Anika beim Busfahrer von ihrer charmantesten Seite und siehe da: Wenn auch für dreistes Geld und mit grimmiger Miene, unsere Fahrräder verschwanden im Busbauch.
Ernüchternder Weise stellten wir während der folgenden Fahrt fest, dass die 20 Kilometer zur Grenze sehr wohl bergig waren. Aber in diese Fahrtrichtung zu mindestens 3/4 bergab. ? Ärgern half nix, aber wir schworen uns dafür heute noch so weit zu radeln, wie es unsere Beine und das Licht zulassen würden. Von der Grenze bis zu unserem ursprünglichen Ziel San Jorge, waren es 40 Kilometer. Wenn der Grenzübertritt nicht zu lange dauern würde, hätten wir doch vielleicht noch vielleicht so zwei Stündchen, um zu radeln… Könnte das nicht noch klappen…?
Um kurz nach 16h fuhren wir wieder Fahrrad auf nicaraguanischem Boden und zack: Hier lief es auf einmal wieder. Bei Rückenwind auf glatter, ebener Straße und in wunderschöner warmer Nachmittagssonne erblickten wir schon bald zum ersten Mal wieder den Lago Nicaragua, den wir doch seit Tagen umrundeten. Wir kamen wunderbar voran und erreichten tatsächlich so früh unser Ziel, dass wir noch bei Helligkeit ein Hotel auswählen konnten.
Wir entschieden uns für den günstigen Zweibett-Schlafsaal (?) des Southern Nights und ließen uns dort von dem Kalifornier Steve auf ein Bier einladen. Dafür hörten wir uns brav seine amerikanische Weltanschauung an, ließen uns aber auch gleichzeitig für unseren morgigen Plan mit dem Boot nach Ometepe Island überzusetzen beraten.
Anschließend schlenderten wir noch einmal die Hauptstraße San Jorges entlang. Unser Eindruck, dass die meisten Menschen hier herzlicher waren als die Bewohner Costa Ricas, wurde dabei direkt wieder bestätigt: Die Flasche Wasser, die wir für die Nacht kaufen wollten, schenkte uns Alfredo, der entweder Shop-Besitzer oder vielleicht auch nur Freund eines Shop-Besitzers ist. Einfach so. 🙂 Wie schön wieder hier zu sein! ☺
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