Dank der Ohrstöpsel aus dem Flugzeug haben wir doch eine passable Nacht im Santa Clara Hotel hinter uns gebracht. Bei einem nächtlichen Toilettengang wusste Anika zu berichten, dass sie sich nach einer lang fehlenden Tiefschlafphase wie neu geboren fühlen würde, was meine Sorge wegen ihrer Erkältung zumindest etwas beruhigen konnte.
Am Morgen starteten wir bei Kilometer 192 der Nicaragua 7 mit frischen Kräften, die wir wohl vor allem dem sich inzwischen etablierten Haferflocken-Frühstück zu verdanken hatten.
El Rama wartete auf uns bei Kilometer 294. Also gute 100 Kilometer durch die Berge. Ob das heute zu schaffen sein könnte?
Wir bezwangen mit leicht müden Beinen, und die eine mit etwas minimiertem Lungenvolumen, einen Berg nach dem anderen. So imposant wie der vor Santo Tomás war tatsächlich keiner mehr, trotzdem ließ uns der Gedanke nicht los, dass die meisten, die über die Strecke berichtet hatten, doch mit dem Bus unterwegs gewesen waren.
Dass uns fast jeder Mensch anhupt, anblinkt oder etwas zu ruft führt dazu, dass wir bereits jetzt in diesem Urlaub so viel gewunken haben, wie in unserem gesamten restlichen Leben. Unsere Siesta im schattigen Straßengraben beendeten wir vielleicht trotzdem etwas frühzeitiger, nachdem uns der gleiche Radfahrer zum vierten Mal passierte und ein Motorrafahrer mit einem Sozius, der, Anikas Meinung nach, eine Go-Pro auf dem Helm trug, vorbei rollte (Ich glaube ja es war ein Licht. Oder so.).
Da wir schon mittags mehr als die Hälfte des Wegs nach El Rama absolviert hatten und der Himmel uns gnädiger Weise ein paar Wolken vor die Sonne zauberte, waren wir uns einig, dass wir heute noch bis ans Ziel fahren würden. Die unglaubliche Natur, die immer schon beeindruckend grün war, sich aber nun mehr und mehr in einen (richtigen!!) Dschungel verwandelte, lenkte vom Kilometerzählen ab.
Auch wenn auf den letzten dreißig Kilometern die Getränkepausen etwas näher zusammen rückten, erreichten wir schon am Nachmittag das schöne “Bienvenidos a El Rama” Banner. Ich war inzwischen so ausgehungert, dass wir für mich die erste Tortilla – Verkäuferin überfallen mussten (Ich meine gesehen zu haben, dass Anika bezahlt hat. ;)). Anschließend ließen wir uns mal wieder von der sich vor uns ausbreitenden Stadt in ihren Bann ziehen. Ich denke die Vorlagen für Wimmelbilder stammen aus Städten Nicaraguas…
Bald erreichten wir das Hotel “Magic Night”, dass schon auf mehreren Reklametafeln beworben worden war. Der Name und der pinke Anstrich ließen uns zunächst zweifeln um was für ein Etablissement es sich handeln würde. Eine spanische Konversation später wussten wir aber: Es muss das tollste Hotel der Welt sein! Nicht nur, dass man hier für gerade mal 35 Dollar ein sauberes, schimmelfreies Zimmer mit mucksmäuschen stiller Klimaanlage und einem inklusiven Frühstück bekam. Man bot uns bereitwillig den umzäunten Mitarbeiterparkplatz an, um dort unsere Fahrräder für die nächsten Tage unterzubringen, würde unser übriges Gepäck hüten und sogar unsere dreckige (eventuell leicht siffige) Wäsche reinigen. Kurz um: Einer fahrradlosen Bootsfahrt nach Bluefields am morgigen Tag mit anschließendem Flug auf die ersehnten Corn Islands steht nichts mehr im Wege. Für eine geruhsame Nacht ist das doch schon mehr als genug!!
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