Es fällt schwer sich am Abend dieses ereignisreichen Tages noch an den Morgen zu erinnern.
Alles begann mit einem Gallo Pinto Frühstück in unserem wunderbaren Hostel, das uns eine ruhigere Nacht beschert hatte (Anika bekämpft die Erkältung 2.0).
Frisch geduscht und ausgeruht starteten wir durch das schlagartig zur Hektik erwachenden Granada Richtung Lago Nicaragua. Dessen schönes Ufer war schnell gefunden und lud uns direkt zur Rast ein, die wir nutzten uns bisher unbekannte Früchte zu verzehren, die wir am gestrigen Abend noch gekauft hatten. Leider stellten sie sich schon nach den wenigen Metern durch die Stadt als ungeeigneter Proviant heraus und wurden deshalb umgehend verspeist.
Nach einer Katzenwäsche unter einem Rasensprenger der Grünanlagen ging es dann endgültig los am Ufer des schönen Sees entlang.
Die erste Euphorie über die asphaltierte Straße, die uns endlich mal Fahrt aufnehmen ließ, wurde leider nach wenigen Kilometern gedämpft: Der Asphalt endete und immer tiefer werdender Schotter war nun der Straßen”belag”. Da es auch gleichzeitig immer wärmer wurde entschieden wir uns zu einer Rast an einer Bude in der ein paar nette Frauen Fische entnahmen und kühle Getränke anboten. Bei kühlem O-Saft im Schatten erholten wir uns schnell und begannen dank Anikas Spanisch Kenntnissen einen fröhlichen Plausch mit Maria, die hier in El Guayabo lebt. Ihre 16 jährige Tochter namens Katherin lernt wir auch gleich kennen, da sie in Granada lebt allerdings nur übers Telefon ?. Die Freude über uns erklärte sich, als Anika fragte ob hier schon mal Ausländer vorbeigekommen wären und Maria fröhlich antwortete: “Ja! Ihr!”
Da den wohl genährten Katzen hier schon offensichtlich sogar die Fischinnereien hervorragend schmeckten, bestellten wir schließlich noch einen der Fische. Die entstehende Wartezeit überbrückte Maria mit einem Teller Fischsuppe ihrer Mutter und dem Einschalten der natürlichsten Klimaanlage der Welt: Sie entleerte einfach einen Eimer Seewasser auf dem Steinboden neben uns und ließ den Rest den leichten Wind vom Ufer erledigen. Wir sind immer noch beeindruckt von dieser Funktion!! Der Fisch, den wir wenig später genießen durften geht in die Geschichte ein. Seit heute wissen wir, das Gräten gar nicht ungenießbar sind: Man muss sie nur lange genug frittieren ?.
Mit neuer Kraft und Motivation, die uns Maria mit dem Wissen, dass in sechs Kilometern der Weg wieder befestigt sei, schenkte, fuhren wir wieder los. Der Fisch im Bauch und die herrliche Landschaft um uns herum trieb uns so weit, dass wir uns schon zwingen mussten überhaupt für eine Siesta wieder anzuhalten. Schließlich siegte doch die Vernunft und wir rasteten auf einer Mauer irgendwo im nirgendwo, aber: Im Schatten!!
Danach ging es weiter die “39” entlang. Eine Straße die eine Nummer verdient hat muss doch groß sein! Als wir zuerst eine abenteuerliche Brücke überquerten und danach an einen Fluss kamen, an dem man sich diese auch schon gespart hatte, waren wir uns da dann doch nicht mehr so sicher.
Die Straße wurde zur steinigen Huppelpiste und es kam was schon lange überfällig schien: Der erste Platten. Was zunächst wie ein Fluch schien, entpuppte sich letztlich als ein Segen, denn nachdem erst diverse, nennen wir sie Passanten, ihre Hilfe angeboten hatten (es scheint als würden Frauen hier üblicherweise keine Reifen flicken…) hielt Taco mit seinem Holztruck neben uns, der uns anbot nicht nur uns, sondern auch die Fahrräder einzuladen und tatsächlich auch noch genau in unsere Richtung zu transportieren. Da die deutschen Flicken scheinbar nicht für 35 Grad gedacht sind und Schatten lange nicht in Sicht war, nahmen wir sein Angebot dankend an.
Erst Kilometer später, als eine Baustelle der nächsten folgte, die allesamt unsere “39” in eine tiefe Geröllgrube verwandelt hatten, wussten wir wirklich zu schätzen, was er uns abgenommen hatte. Das waren mindestens zwei Tage Schieben, die er uns erspart hatte. Wir versuchten uns durch Hilfe beim Holzabladen (die gar nicht gern gesehen war) zu bedanken und sind uns aber durchaus im Klaren dem freundlichem Taco und seinen Kindern etwas schuldig geblieben zu sein. Als wir die Hauptstraße “7” erreicht hatten, die tatsächlich einer deutschen Landstraße gleicht, trennten sich unsere Wege. Inzwischen stand die Sonne so tief, dass uns klar wurde, dass wir heute wohl kein Fahrrad mehr fahren würden. Also flickten wir (natürlich wieder kritisch beobachtet) das Fahrrad zu Ende und fragten bei einem angrenzenden Restaurant nach etwas Essbarem, woraufhin uns “irgendwas mit Pollo” zubereitet wurde. Das Essen schmeckte hervorragend und als wir uns dabei umsahen fiel uns der große Zaun ins Auge, der auf der gegenüberliegenden Seite um ein Krankenhaus gezogen worden war… Wenn das mal nicht unser Zeltplatz werden konnte. Anika fragte den netten Pförtner Hover Jonny, ob wir unser Zelt im Krankenhaus Garten aufbauen dürften, woraufhin ein “Doktor” angerufen wurde. Dieser glaubte erst an einen Aprilscherz und wollte lieber selber vorbeischauen, um sich zu versichern, dass tatsächlich zwei “Gringos” mit Fahrrädern am Eingang standen.
Wir warteten eine gute halbe Stunde und unterhielten dabei Hover Jonny mit unserer Anwesenheit. Als der Doktor dann immer noch nicht erschienen war, begann man mit uns über das Gelände zu gehen und, wie wir schließlich begriffen, eine Unterkunft zu suchen. Obwohl wir mehrfach versicherten, dass der Garten der bisher beste Zeltplatz des Urlaubs sei, wischte man für uns schließlich ein Geburtshaus, das (glücklicherweise) wegen fehlender Betten noch nicht in Betrieb war. Nach einer Gute-Nacht-Cola für Jonny und einem Toña (Bier!!) für uns, bejubelten wir noch kurz Toilette und Waschbecken mit fließendem Wasser, bevor wir platt auf unsere Matten sanken. Zwischen Ameisen, Mücken, LKW- und Hahnenlärm fielen uns dann irgendwann die Augen zu. So viele Erlebnisse in so kurzer Zeit, wollen beträumt werden…
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