Da ein Hostelzimmer viel dunkler ist als unser Zelt, benötigten wir heute mal einen Wecker, um bei Sonnenaufgang auch wach zu werden. Für diesen Tag hatten wir uns nämlich nochmal eine Vulkanbesteigung vorgenommen.
Der in der Nähe von León befindliche Telica, ist nur 1061 Meter hoch und der Aufstieg wird als recht einfach beschrieben. Erreichen kann man den Vulkan über die Stadt San Jacinto. Von dort hat man dann zunächst die Wanderung zum Fuß des Bergs und danach den eigentlichen Aufstieg vor sich. Wir kalkulierten als gesamte Wanderzeit ca 5 Stunden ein und hatten uns deshalb dazu entschieden anstelle des Buses einfach mit dem Fahrrad nach San Jacinto zu fahren. Bei einer einfachen Wanderung sollten doch noch genug Energien für die insgesamt 50 Kilometer Radtour drin sein. Immerhin fuhren wir ohne Gepäck.
So radelten wir um kurz vor 6h hagerflockig gestärkt in Richtung von San Jacinto los. Trotz der wenigen Kilometer, die wir gestern gefahren waren, waren unsere Beine dabei erschreckend schwer…
Am, nennen wir es Eingang des Vulkans, angekommen, bezahlten in Gedenken an das Hutzelmännchen bereitwillig Eintritt. Dafür erlaubte der zu dem kleinen Kassenhäuschen gehörige Mann uns sogar unsere Fahrräder mitzunehmen und bestätigte Anika, dass wir noch ein bisschen mit ihnen fahren könnten.
Wenige Meter hinter dem Eingang erwartete uns bereits Vulkan-Atmosphäre: Hier stiegen an mehreren Stellen Schwefelschwaden aus dem Boden auf, der gleichzeitig eine beeindruckende Hitze abstrahlte. Wir umrundeten den Schwefel und diskutierten gerade wie gesund es sein kann hier zu wohnen, als wir bemerkten, dass hier bereits der Weg endete. Nun ja, ein bisschen hatten wir die Räder ja noch genutzt… ?
Wir ließen die Fahrräder im Schwefel zurück und folgten zunächst einem Trampelpfad, der dann zu einem steinigen Weg wurde. Als wir dem ungefähr eine Stunde gefolgt waren, befanden wir uns auf einem freien Feld zwischen dem Telica und seinem Nachbar-Vulkan Santa Clara. Den Weg auf dem Acker noch zu erkennen fiel uns immer schwieriger, weshalb wir eine Karte auf dem Handy zur Hilfe nahmen. Doch auch die war nicht ganz eindeutig. Etwa eine halbe Stunde später, nach diversen Versuchen durchs Palmenunterholz und irgendwelches vertrocknetes Gestrüpp wieder auf einen Weg zu kommen, den das Handy kannte, drehten wir leicht genervt um. Zurück im Acker zeigte uns die Sonne, dass unser Plan, vor Beginn der Mittagshitze oben auf dem Vulkan zu sein, nicht aufgehen würde. Schon jetzt war es sehr heiß und der Boden dafür unglaublich staubig. Wir wählten nochmal einen anderen Weg auf dem uns dann glücklicherweise zwei Einheimische auf Pferden begegneten. Als wir sie nach dem Weg fragten, erklärten sie, dass wir schon wieder falsch wären und hier den Vulkan nicht erreichen könnten. Wir müssten zurück, der Strecke folgen, die wir in unseren Augen die letzte Stunde schon getestet hatten, und dann an irgendeinem Mangobaum rechts abbiegen. Da wir langsam darum fürchteten, den Telica gar nicht mehr besteigen zu können- schließlich schafften wir es ja noch nicht mal an seinen Fuß- nahmen wir das Angebot der Reiter gerne an, uns bis zu der entschieden Abzweigung zu begleiten. Frustrierender Weise gingen wir nun zum dritten Mal den gleichen Weg über den Acker, dafür aber mit gehufter Begleitung. Am Mangobaum wurde uns dann ein schmaler Trampelpfad gezeigt, der in das Tal zwischen den beiden Vulkanen hinein führt. Uns wurde bewusst, dass wir ohne die fremde Hilfe diesen Weg niemals gegangen wären und somit auch heute keinen Gipfel mehr gesehen hätten. Zum ersten Mal bezahlten wir jemanden für eine Auskunft. 😉
Der Vulkanfuß war jetzt schnell erreicht. Blieb nur noch der Aufstieg in der beginnenden Mittagssonne… Während wir so dem nun überwiegend eindeutigen Pfad den Berg hoch folgten, bemerkten wir einen Unterschied zu den beiden Vulkanen, die wir schon besucht hatten. Da der Telica noch deutlich aktiver ist, ist das Erdreich auf dem Weg nach oben auch schon sehr warm. Somit hing über uns die Sonne, während unter uns der Boden dampfte. Wir begannen daraufhin unsere Trinnvorräte in Schlücke zu dosieren und freuten uns noch mehr als sonst über jeden Windzug.
Je näher wir dem Gipfel und damit einem beeindruckenden Krater kamen, desto wolkiger wurde es beruhigenderweise. Somit konnten wir oben angekommen den leicht gruseligen Blick ins Erdinnere und gleichzeitig die tolle Aussicht genießen. Da um uns alles einer Mondlandschaft glich und uns das Einatmen des Schwefels irgendwie nicht so gesund vorkam, machten wir uns jedoch auch zeitnah auf den Rückweg. Interssanterweise gibt es auf dem Gipfel einen Campingplatz…
Die Wolken, die aufgezogen waren, türmten sich während unseres Abstiegs zu Gewitterwolken zusammen. Diese sorgten schon bald neben Grummeln auch noch für Blitze. Auf den letzten Metern begann es dann tatsächlich zu regnen. Als wir ziemlich platt und durstig an dem ersten Laden mit Getränken angekommen waren, setzte ein richtiger Wolkenbruch ein. Wir nutzten den Regen, für eine ausgiebige Rast bei Huhn, Reis und Unmengen Wasser.
Als es aufhörte zu regnen, setzten wir uns satt und nicht mehr durstig, aber doch ziemlich kaputt auf unsere Fahrräder. Der Stand der Sonne verriet, dass unsere lockere Vulkanbesteigung in einen anstrengenden Tagestrip ausgeartet war. Trotzdem verkniffen wir uns auch für den Rückweg die Busfahrt und stellten erleichtert fest, dass wir heute morgen nicht nur müde gewesen, sondern auch viel bergauf gefahren waren.
Das Hostel erreichten wir allerdings trotzdem erst im Dunkeln. Dort weichten wir unsere müden und wirklich unglaublich dreckigen Beine noch im Pool ein und genossen dabei eine Wassermelone. Viel mehr Aktivitäten waren allerdings auch nicht mehr möglich.
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