Nach der zweiten Helikopter-Nacht verbrachten wir den Vormittag mit einem Bummel durch Masaya. Dabei versuchten wir noch vom gestrigen Abend übrig gebliebene Kartoffeln an irgendeinen bedürftigen Hund tu bringen. Obwohl wir immer mal wieder recht hungrig wirkende Hund gesehen hatten, trugen wir heute die Kartoffeln eine gute Viertelstunde mit und herum, bis wir überhaupt einen Hund fanden. Witziger Weise verschmähte der unser Mitbringsel aber. Wir versuchten unser Glück erneut bei einer Hündin im Park. Aber auch die roch nur an den Kartoffeln und guckte uns dann mit großen Augen an. Ein herum sitzender Mann, der selber so aussahen, als würde er sich sonst mit den Hunden um Essen streiten, schüttelte den Kopf und sagte “frito”. Scheinbar essen sogar die Hunde hier nur Frittiertes ?.
Mittags nutzen wir nochmal unsere Hostelküche, um einen Berg Gemüse und Nudeln zu kochen und den Garten für eine Verdauungs-Siesta.
Nach Abklingen der größten Hitze radelten wir los. Schon vor einigen Tagen hatten wir bei der groben Planung unserer verbleibenden Zeit festgestellt, dass wir die größte nördliche Stadt Léon eigentlich noch erreichen können müssten. Ursprünglich hatten wir diese aufgrund ihrer Lage etwas abseits, in unseren Plänen außen vor gelassen. Wie schön wäre es aber sagen zu können, alle großen Städte des Landes in diesem Urlaub gesehen zu haben!?
Also ging unsere Fahrt in Richtung Norden, erstmal in die Hauptstadt Managua. Dahin führte eine große ausgebaute Straße, man könnte sagen eine Autobahn… Es ist absolut nicht verboten diese mit dem Rad zu nutzen, trotzdem wurden wir doch mit jedem Kilometer, den wir uns der Stadt näherten angespannter. Allerdings sei an dieser Stelle betont, dass das wohl durch unsere deutsche Verkehrserziehung verursacht ist, denn eigentlich wird man hier als Radfahrer beeindruckend rücksichtsvoll behandelt.
Managua heile erreicht machten wir dann einen sehr sinnvollen Zwischenstopp: Wir besuchten einen Fahrradladen, die uns vorher schon im E-Mail – Kontakt zugesagt hatten für ca. 25 Dollar unsere Fahrräder rückflugtauglich zu verpacken. Im direkten Gespräch bestätigte sich unser bereits gewonnene Eindruck: Hier wären unsere Räder in guten Händen. Niemand wollte sich die Fahrräder überhaupt angucken. Räder verpacken scheint hier nichts besonderes zu sein. Für uns offensichtlich ein Problem weniger! 🙂
Ein weiteres “Problem” konnten wir auch noch lösen und ließen uns eine vernünftige Luftpumpe geben. Mit unserer kleinen Handpumpe war das Aufpumpen immer so mühselig, dass wir uns ein Nachpumpen schon seit längerem gespart hatten. Es war fast zu erwarten, aber natürlich ließ uns niemand selber pumpen… Während uns noch eine frische Flasche Wasser organisiert wurde, füllte ein netter Mitarbeiter Luft in unsere Reifen. Und das war sehr nötig, waren einige von ihnen doch gerade mal noch halb voll.
Mit herrlich leicht rollenden Reifen (Fahrbahnmarkierungen fühlten sich auf einmal an wie kleine Bordsteine?) und beruhigt ein großes Problem für den Rückflug erledigt zu haben, fuhren wir wenig später weiter durch und aus Managua.
Auf dieser Strecke haben wir wohl unsere Schutzengel wieder das ein oder anderemal auf die Probe gestellt. Das größte Problem, das man hat, ist eigentlich das eigene Bedürfnis äußert rechts zu fahren. Rechts fahren nämlich auch Tuktuks, Taxen und Busse, die gerne auch auf Autobahnen winkende Menschen am Straßenrand aufnehmen oder selbst durch langsames Rollen und Rufen Leute motivieren zu ihren Fahrgästen zu werden. Toll, wenn man diese Gefährte dann als kleines Radfahrer – Mädchen überholen muss. Aber: Ob Oberholmanöver, mehrspurige Kreisverkehre oder von links auf eine zweispurige Autobahn auffahren, wir haben alles unfallfrei gemeistert! Neben unserer guten deutschen Fahrschulausbildung hat dazu aber auch ganz bestimmt die freundliche und rücksichtsvolle Art der Nicaraguaner zu beigetragen.
Als wir im Sonnenuntergang endlich den städtischen Bereich auf der 28 verließen, guckten wir mehr nach links und rechts nach potenziellen Schlafplätzen.
Ich denke es waren die entnervten Schutzengelchen, die uns auf einen Schotterweg abbiegen ließen, der auf ein großes Feld führte. Wir vermuteten irgendetwas Landwirtschaftliches und waren umso erstaunter, als wir an einem großen roten Tor auf ein besetztes Wachhäuschen stießen. Heraus kam Viktor, der uns erklärte, dass es sich bei dem Gelände, um irgendein christliches Naherholungsgebiet handele (sooo genau haben wir das nicht hinterfragt…). Auf unsere Frage nach einem Zeltplatz rief Viktor kurz seinen Chef (Gott!?) an und erlaubte uns anschließend bei ihm zu Campen. Er selbst wies uns einen Platz in der Nähe seines Häuschens zu, in dem er die ganze Nacht wachen würde. Ich sag ja: Die Schutzengel wollten einfach Feierabend machen ?.
Wir vermieden eine längere Unterhaltung mit dem besorgten Viktor, der uns sogar Bescheid gab, wenn er Fahrzeuge durch das Tor passieren ließ. Nachher käme es noch zu einer peinlichen Situation, in der wir seltene Kirchengänge und Kirchenaustrittspläne beichten müssten. Stattdessen genossen wir einen mückenfreien Abend an unserem Zelt, in das wir uns irgendwann in dem Wissen hineinlegen konnten, dass wir auch die kommende Nacht wieder beruhigt in Sicherheit schlafen würden.
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