Tag 13: Costa Rica – Warum nicht?

Zum Glück hielt sich das Einsatzgeschehen in Grenzen, sodass wir eine recht friedliche Nacht hatten. Einzig der Regen (ja, Regen!), der nachts für kurze Schauer einsetzte, sorgte etwas für Unruhe, denn ich hatte, um nicht zu ersticken, die Zeltplane vor dem Einschlafen abgedeckt. Zudem war die nicht an fließendes Wasser angeschlossene Toilette im Dunkel noch etwas gruseliger als bei Tageslicht…

Immerhin weckte uns der ohrenbetäubende Lärm irgendwelcher Insekten beim ersten Licht und wir konnten nach dem Zeltabbau sofort starten. Der Wind war zwar auch aufgestanden, aber glücklicherweise hatte die Sonne noch nicht genügend Kraft, um sich vor die Wolken zu kämpfen. Nachdem wir noch ein kurzes Frühstück und eine Katzenwäsche im Straßengraben vollzogen hatten, kamen wir gut voran. Als wir schon zur Siesta über 50 Kilometer hinter uns gebracht hatten, glaubten wir langsam daran, dass wir es schon heute ans südliche Ende des Lago Nicaragua und damit nach Cost Rica und in den dortigen Nationalpark Caño Negro schaffen würden.

Geier und ein Hund teilen sich im Straßengraben ihr Frühstück: ein Pferd!

Unterwegs trafen wir noch unseren bisher sympathischsten Fan ?: Ivan Camacho oder “Macho Camacho”. Er rollte nach dem üblichen Hup-Gruß mit seinem Motorrad auch noch eine Zeit neben uns her und bat uns schließlich für ein Selfie anzuhalten. Wenig später gab’s ein Foto von uns dreien, einem Motorrad und zwei Fahrrädern, das doch tatsächlich direkt bei Facebook hochgeladen wurde. Ivan lud uns dann noch zu seiner Oma, die er gerade besuchen wollte, auf ein Bier ein, allerdings hat dieses Haus keine Anschrift, sodass wir ahnten, dass uns das kühle Bier wohl entgehen würde.

Am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich die Grenze nach Costa Rica bei San Pancho. Scheinbar überqueren diese hier nicht sehr viele Menschen, denn ohne Wartezeit konnten wir erst aus- und dann einreisen. Interessanterweise wurde zuvor noch unsere Fahrräder desinfiziert. Irgendwelche Keime möchte man wohl in Nicaragua belassen. Merkwürdig nur, dass der emsige Desinfizierer nicht unsere Reifen, dafür aber großzügig die Felgen und unsere am Rahmen befestigten Trinkflaschen benebelte. Uns wurde allerdings versichert, dass das Mittel völlig unbedenklich sei ?. Dass wir auch unsere Füße und die darum befindlichen Turnschuhe auf nicaraguanischen Grund gesetzt hatten, verschwiegen wir lieber und radelten fröhlich in das unbekannte Land hinein.

Schnell stellen wir fest, dass die Straßen etwas schmaler, der Verkehr gleichzeitig aber deutlich dichter wurde. Die Hütten am Straßenrand wirkten bald schon etwas stabiler und verdienten mehr die Bezeichnung “Häuser”.

Als wir die erste größere Stadt “San Carlos” erreichten, bewunderten wir förmlich die vielen Geschäfte und deckten uns auch im Supermarkt direkt mit ein paar Vorräten ein. Obwohl das Angebot vielfältiger war, kauften wir die altbewährten Haferflocken und Milch, mussten an der Kasse allerdings mehr dafür bezahlen.

Nach einer kurzen Rast ging es weiter Richtung Nationalpark. Eine Unterkunft im Inneren des Parks, die uns mit einer Dusche lockte, sollte in 30 Kilometern auf uns warten. Das sollte doch locker noch zu schaffen sein!

Ungefähr die nächsten 10 Kilometer waren wir sehr guter Dinge. Es nervte zwar, dass hier so viele Menschen auf einmal Autos besaßen und damit auf unserem Bundesstraßen-Radweg fahren wollten, aber damit kamen wir einigermaßen klar. Als wir dann allerdings Richtung Caño Negro abbogen und plötzlich die Asphaltdecke verschwunden war, wurde uns bewusst, dass die letzten Meter nicht nur wegen der bereits gefahrenen 80 Kilometer kein Zuckerschlecken werden würden.

Wir behielten Recht. Schon nach wenigen Metern, säumten dicke Steine den Weg. Wir halten ihnen zu Gute, dass sie verhindern, dass die Straße ein Sandkasten wird, ansonsten können wir allerdings nur über sie schimpfen! Sie verschieben meinen Gepäckträger trotz neuer Schrauben, machen Tomaten in Packtaschen zu Ketchup, verursachen Blasen an Handballen und verhindern auch noch, dass man die schöne Landschaft genießen kann. Wir wissen jetzt: Die einzige durch den Park führende Straße ist eigentlich mit dem Rad nicht befahrbar. Wenn man voran kommen will, geht es doch irgendwie… sehr langsam eben…

Es war schon Dunkel, als wir die erste Übernachtungsmöglichkeit erreichten. Zu gerne hätten wir gezeltet, allerdings hieß campen hier: Keine Duschen! Und das kam nun wirklich nicht nochmal in Frage (hat auch Anika gesagt ☝). So buchten wir bei der netten kugelrund schwangeren Hostel Betreiberin eine der schönen Hütten mit eigenem Bad und meldeten uns auch gleich noch für eine morgige Wanderung durch den Park an. Wenn wir uns schon her gequält haben, wollen wir auch Maximales raus holen!

Das Duschen war unbeschreiblich!! Als wir bei dem darauffolgenden Besuch des nahegelegen Supermarktes allerdings fast beide im Gang eingeschlafen wären, beschlossen wir, dass dieser Tag jetzt wohl zu Ende gehen musste. Irgendwie ist es herrlich, wenn es um acht Uhr abends nicht nur so dunkel ist wie tief in der Nacht, sondern man selbst auch noch so müde wie zu dieser Zeit. ?

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