Tag 12: Auf zu neuen Ufern!

Eine magische Nacht später verließen wir das schöne pinke Hotel hervorragend ausgeruht und immer noch im Besitz aller Dinge, die wir mal mit hergebracht hatten ✌. Vermutlich wird man noch länger von den Mädels erzählen, die hier siffig und barfuß zwischen den ganzen Geschäftsmännern gelebt hatten ?.

Ein Andenken von historischem Wert haben wir dem Hotel auch noch hinterlassen. Sorry Papi, aber der Fön, mit dem sich vermutlich auch schon Opa die Haare auf Reisen getrocknet hat, ist nicht mehr Teil unserer Familie. Ich brauche hier alles, aber keine Heißluft und ohne Spiegel ist es einem erstaunlich egal, wie man aussieht. Ich werde zu Hause einen Antiquitätenhändler aufsuchen und ein vergleichbares Modell erwerben. Ich bin mir sicher, die zahlreichen Erinnerungen, die der Fön und du teilen, trägst du in deinem Herzen! ?

Der Bus nach Santo Tomás fuhr entgegen der Information vom Vorabend doch nicht zur vollen Stunde sondern 40 Minuten später, was aber genug Zeit brachte unsere Räder auf dem Busdach festzugurten ?. Hinterfragt WAS man transportiert, wird hier einfach nicht. Man bringt etwas mit, das man mitnehmen möchte, also WIRD es auch mitgenommen. Egal wie.

Auf unser Angebot den Lenker abzuklappen, um die Räder unten im Bus zu verstauen, ging niemand ein. Vermutlich konnte sich hier wieder niemand vorstellen, dass wir in der Lage wären eine Schraube zu lösen ?.

Gruselig pünktlich startete der Motor, doch beruhigender Weise kamen wir nur wenige Meter weit bis aufgrund anderer Fahrzeuge, die beim morgendlichen Beliefern die Straße verstopfen, gehalten werden musste. Somit begann die Reise dann faktisch doch wieder leicht zeitverzögert, so wie es hier einfach sein musste. Angenehmer Weise mussten wir den Bus die erste Zeit nur mit wenigen anderen Fahrgästen teilen und trotzdem wurde abgefahren. Erst später stiegen dann hin und wieder, man könnte sagen, “Prediger” zu, die Papaya-Pluver oder Balaststoffe in Tüten anpriesen und an den Mann bringen wollten. Wir konnten uns gerade noch beherrschen zu zu schlagen.

Nachdem wir nun auch noch den Bus als Fortbewegungsmittel getestet haben, können wir sagen: Mit unseren Fahrrädern haben wir die beste Wahl getroffen, denn sie

  • fahren los sobald man in die Pedale tritt, egal zu welcher Zeit
  • haben die beste Klimaanlage
  • machen keinen Lärm (das Knirschen der staubigen Ketten mal außen vor gelassen)
  • ermöglichen es am allerbesten, die ganzen verrückten Eindrücke aufzusaugen
  • sind trotz Packtaschen so schmal, dass man sich durch jedes Verkehrschaos zwängen kann
  • werden durch Muskelkraft betrieben, wodurch das ganze frittierte Essen erst richtig gut schmeckt
  • bedürfen keinem Mitleid wegen Hitze oder kaputtem Material (stechen also auch Pferd und Esel aus!)
  • ermöglichen es vor Komplimentenüberhäufungen zu fliehen, BEVOR man auch noch angetatscht wird ?.

Dementsprechend glücklich waren wir, als die Räder scheinbar so unversehrt wie wir in Santo Tomás abgeladen worden waren. Erst kurze Zeit später bemerkten wir, dass der erste Verlust des Urlaubs zu beklagen war: Irgendwo auf dem Weg zwischen El Rama und Santo Tomás haben wir Anikas Klingel verloren. Möge sie in Frieden ruhen!

Überglücklich radelten wir los und konnten bald die alt bekannte Straße 7 verlassen. Bevor wir auf die 25 Richtung Süden des Lamdes abbogen beglückwünschten wir uns allerdings noch einmal, dass wir diese Berge erklummen hatten ?.

Es war so herrlich wieder zu radeln, dass wir lange Zeit den Gegenwind gar nicht bemerkten, was zum einen zur Folge hatte, dass wir flott voran kamen, zum anderen aber leider auch, dass die Sonne uns trotz gebräunter Haut wieder ganz schön toastete. Am Abend glich ich diesem Seestern, der einen Schwamm zum Freund hat (Patrick!?), leider ohne im kühlen Wasser zu wohnen… ?

Gegen Abend hatten wir schon wieder fast 60 Kilometer hinter uns gelassen und fielen ausgehungert in ein Lokal in San Francisco (?) ein. Neben einer leckeren Portion gebratenem Huhn nahmen wir auch die übliche Gallone Flüssigkeit zu uns, während, um uns herum Hühner (makaberer Weise lagen vermutlich die Verwandten auf unseren Tellern) und Kinder auf Stelzen spielten.

Da wir den ganzen Tag schon eher im Nirgendwo unterwegs waren, machten wir uns anschließend auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Wir wussten, dass ein Hostel weit und breit nicht zu finden sein würden, aber auch das Zelt sollte wohl platziert sein. Auf einer leichten Anhöhe lag sie dann, die Polizeiwache von San Francisco. Erst waren wir uns etwas unsicher, aber eigentlich waren wir mit der “Fragen kostet nichts- Taktik” doch bisher super gefahren. Zwei nette Polizisten fragten den Chef und siehe da: Wenig später, harkte man für uns eine kleine Fläche im Garten (?) der Wache. Wohl bemerkt gibt es dort auch einen wacheigenen Schweinestall und die genug Platz für die “Wach-Hunde” ? Negro und Chelly. Dieser Ort war defintiv für uns geschaffen- glückliche Schweine für Anika, Sicherheit für mich!

Unser Abendprogramm bestand daraus dem Treiben der bei Einbruch der Dunkelheit aufgebauten Kontrollstelle vor der Wache zu zuschauen. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob dass hier tatsächlich zum Tagesgeschäft gehört. Anika meint, man habe sich dafür die eigenen Warnwesten etwas zuuu interessiert angeschaut. Wirklich bemerkenswert war allerdings, dass aus einer Kontrolle ein lebendes Huhn hervorging, dass dann in eine Kammer der Wache gesperrt wurde und jetzt für morgen auf dem Wach-Speiseplan steht.

Die Sanitäranlagen der Wache ließen leider etwas zu wünschen über, aber mit etwas Wasser erfrischt legten wir uns irgendwann glücklich und zufrieden in unser Zelt für eine zumindest sichere Nacht :).

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